Vereinsgeschichte 


Der Text wurde aus der Festschrift anlässlich der 100-Jahr-Feier im Jahre 2010 des Obst- und Gartenbauvereins Lebach e. V. entnommen.  

 

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Einer Aufforderung des Landrates Wilhelm Arweiler an alle Bürgermeister des
Landkreises Saarlouis vom 08.02.1925 ist es zu verdanken, dass sich das
Gründungsjahr des Obst- und Gartenbauvereins Lebach in das Jahr 1910
zurückverfolgen lässt. Der damalige Bürgermeister berichtete nämlich, dass es neben einigen anderen Vereinen einen Obstbaumverein mit 27 Mitgliedern gibt, welcher im Jahre 1910 gegründet wurde. Ohnehin kann die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und das gesamte 20. Jahrhundert als die große Zeit der Vereinsgründungen und des Vereinslebens in nahezu allen Lebensbereichen angesehen werden.

 

Wasserwerk, Michael Riehm

Altes Wasserwerk in Lebach, Bild von Michael Riehm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Viele Obst- und Gartenbauvereine in unserer Region reichen mit ihren Wurzeln in
diese Zeit zurück. In gewisser Weise waren sie Nachfolgeorganisationen der
„Landwirtschaftlichen Vereine“, die im 19. Jahrhundert entstanden und sich zur
Aufgabe setzten, die bäuerliche Bevölkerung in allen Fragen der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Erkenntnisse weiterzubilden. So ist im Buch von Dr. Nikolaus Götz über die Geschichte der Obst- und Gartenbauvereine nachzulesen, dass im Jahre 1847 in Lebach eine Veranstaltung des landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreussen stattfand, an der über 200 Vereinsmitglieder und Freunde der Landwirtschaft teilnahmen. Neben diesem Central-Verein für Rheinpreussen gab es auf Ortsebene, so auch in Lebach, seit 1875 ein landwirtschaftliches Casino, in dem meist an winterlichen Sonntagabenden landwirtschaftliche Angelegenheiten besprochen oder Ausstellungen und Vorträge organisiert und durchgeführt wurden.

Auch ein gemeinsamer Düngerbezug wurde über das Casino organisiert.
Im Wissen um den Wert von Obst für die menschliche Ernährung wurde folgerichtig auch in Lebach ein Obstbaumverein gegründet, und ein paar Jahre zuvor ein Bienenzüchterverein, welcher bereits 1999 sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte.
Wenn meist Lehrer als Gründungsmitglieder an der Spitze von Obst- und
Gartenbauvereinen standen, in Lebach war es der Rektor a.D. Johann Britz, so hing dies damit zusammen, dass die Lehrer von Amts wegen angehalten waren, neben Rechnen und Schreiben auch Kenntnisse im Obst- und Gemüsebau zu vermitteln. Als hätte man geahnt, welch schlimme Zeiten der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten durch die beiden Weltkriege bevorstehen würden, erfuhr der Obst- und Gartenbau eine zuvor nicht gekannte staatliche Förderung durch
Anpflanzungsbeihilfen für Obstbäume und die Einstellung von Obstbauminspektoren bei den Landratsämtern. So stieg beispielsweise die Zahl der Obstbäume im Kreis Saarlouis von 227.476 Bäumen im Jahre 1900 auf 305.710 im Jahre 1913 an (Götz, Nikolaus).
Die anfangs bei Ausbruch des Krieges im August 1914 noch herrschende Euphorie in weiten Teilen der Bevölkerung sollte sich sehr bald durch gefallene Soldaten oder heimkehrende Invaliden ändern. Den Obst- und Gartenbauvereinen kam in dieser Zeit verständlicherweise eine große Bedeutung bei der Versorgung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse zu, wie es in einer authentischen Bekanntmachung der Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Garten- und Gemüsebau aus dem Jahre 1914 nachzulesen ist.
Unterlagen oder Dokumente über den Obst- und Gartenbauverein Lebach aus dieser Zeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Jahr 1945 sind keine vorhanden oder nicht zugänglich. Interessierte Leser, die den Werdegang der Obst- und Gartenbauvereine in dieser Zeit im Allgemeinen nachlesen möchten, werden an das bereits erwähnte Buch von Nikolaus Götz verwiesen.
Unser Verein überlebte jedenfalls die „Saargebietszeit“ unter der Völkerbund-
Regierung bis zur Rückkehr ins deutsche Reich im Jahre 1935. Auch die
Reichsnährstandszeit, in der sämtliche Personen und Institutionen, die an der
Erzeugung und dem Absatz von land- und gartenbaulichen Produkten beteiligt waren, gleichgeschaltet wurden, ging ebenso vorbei wie die schlimme und grausame Zeit des 2. Weltkrieges. Der verlorene Krieg hatte zunächst zur Folge, dass die Besatzungsmächte alle Vereinsaktivitäten verboten.
Ein erstes Nachkriegsdokument, welches dem Verein vorliegt, ist der Brief des 1.
Vorsitzenden Michael Riehm vom 25.11.1950, den er an den Geschäftsführer des
Landesverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Herrn Kraß richtet. Hierin
beschwert er sich über die Schwierigkeiten bei der Genehmigung des wieder
gegründeten Obst- und Gartenbauvereins Lebach und bittet um eine Bescheinigung darüber, dass die Gründung seiner Ortsgruppe im Einvernehmen mit dem Landesverband und gemäß dessen Satzung erfolgt ist.
Aber auch ohne Vereinsgenehmigung hatte man bereits im alten Wasserwerk in der in der Poststraße damit begonnen, Obst von Lebacher Bürgern anzunehmen und zu verarbeiten. Am 19.9.1953 wurde von der Firma Herrmann aus Wahlen eine neue Obstpresse zum Preis von 393.600 Franken geliefert und montiert Die Finanzierung erfolgte über einen Zuschuss der Gemeinde in Höhe von 70.000 Frs. Und über ein Bankdarlehen von 250.000 Frs.. Da der Verein wegen einer schlechten Obsternte in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen drohte, wurden bei der Landwirtschaftskammer für das Saarland und beim Landratsamt Saarlouis Anträge auf Zuschüsse gestellt.
Die älteste vorliegende Satzung des Vereins datiert vom 30. September 1956 und
weist in §1 als Hauptzweck die Pflege, Förderung und Ausdehnung des Obst- und Gartenbaus aus. In §2 wurde näher erläutert, wie dieser Zweck erreicht werden sollte:
- Mitgliederversammlungen und Vortragsveranstaltungen
- Ausflüge mit Besichtigung von Obstanlagen und Ausstellungen
- Beschaffung von Maschinen und Geräten
- Anlage einer Fachbücherei
- Schaffung von gemeinschaftlichen Einrichtungen für die Obst- und       

  Gemüseverwertung sowie die Organisation des Absatzes
- Pflege der Natur und Liebe zur Pflanze
- Rechtsberatung der Mitglieder
- Erwirkung von Beihilfen aus öffentlichen Mitteln
- Verschönerung des Ortes und des Friedhofs durch Blumen und  

  Sträucherschmuck

Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 80 Franken/Monat festgesetzt. Außerdem wurde ein Eintrittsgeld von 1.000 Frs. erhoben bzw. wer nach einer früheren Mitgliedschaft erneut dem Verein beitreten wollte, musste 2.000 Frs. bezahlen.
(Der Umrechnungskurs betrug in dieser Zeit für 100 Frs. ca. 1 DM bzw. 0,50 Euro).
Unterschrieben wurde die Satzung von Michael Riehm, Mathias Ziegler, Jakob
Schwinn, Heinrich Serf, Hans Brück, Felix Britz und Johann Lehnert. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 12.2.1957.
Wenngleich das alte Wasserwerk in der Poststraße schon längere Zeit durch den
Verein genutzt wurde, erfolgte eine schriftliche Vereinbarung bzw. der Abschluß eines Mietvertrages mit der Gemeinde Lebach, vertreten durch den Bürgermeister Michael Riehm und dem 2. Vorsitzenden Johann Lehnert erst am 15. März 1960.
Neben dem satzungsgemäßen Zweck der Obstverwertung, über Kelterei und
Brennerei und seit dem Jahr 1971 noch durch jährlich stattfindende
Obstaustauschaktionen in Zusammenarbeit mit der Merziger Süßmosterei ergänzt, kam der Verein auch seinen sonstigen Aufgaben nach. Es wurden regelmäßig Ausflüge und Fahrten zu Bundesgartenschauen:
- 1967 Karlsruhe - 1979 Bonn - 1969 Dortmund - 2005 München - 1971 Köln - 2009 Schwerin oder zu anderen, gartenbaulich interessanten Zielen:
- 1991 Ungarn - 2000 Bayer. Wald - 1993 Holland - 2001 Weserbergland - 1995 Sachsen - 2004 Chiemsee - 1996 Toskana - 2005 Thüringen - 1997 Südtirol - 2007 Elsaß - 1998 Harz - 2008 Bodensee - 1999 Erzgebirge - 2010 Bayern
durchgeführt. Auch kleinere Tagesfahrten nach Bexbach, Perl, Bad Kreuznach, Bingen oder Neustadt standen öfters auf dem Programm. Noch in den 70er Jahren stellten solche Ausflüge für viele Mitglieder besondere „Highlights“ im Alltag dar, da viele von ihnen weder Führerschein noch Auto besaßen. In einem Vorstandsprotokoll vom 20.10.1970 ist beispielsweise nachzulesen, dass man nicht an der Herbstsitzung des Landesverbandes der Obst- und Gartenbauvereine in St. Ingbert teilnehmen könne, da kein Vorstandsmitglied über ein Auto verfüge und ein Taxi zu teuer wäre.

Auch Vortragsveranstaltungen und Obstbaum-Schnittkurse standen regelmäßig auf dem Veranstaltungsprogramm des Vereins. Der Vorsitzende Felix Britz (1964 bis 1978) referierte verschiedentlich selbst, wie z.B. am 28.11.1969 zum Thema:
Vogelschutz und Winterfütterung oder hielt Schnittkurse wie z.B. 1970 ab, als er einen Kurs links und einen rechts der Theel abhielt. Aber auch die Vorstandsmitglieder Herbert Weisgerber und Guido Geissen standen dem Verein lange Jahre als Kursleiter zur Verfügung.
Als Referenten für Fachvorträge bediente man sich oft bei den Fachkräften der
Landwirtschaftkammer und den Landkreisen. Die Vortragsveranstaltungen,
Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen fanden zunächst meist im
Gasthaus Rauhoff, Marktstraße, dann im Gasthaus Baus-Knobe, Dillinger Straße, Gasthaus Scherer, Saarbrücker Straße und im Gasthaus Bürgerstuben, Jabacher Straße statt. Erst seit den 90er Jahren war und ist es üblich, dass alle
Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen im Vereinshaus stattfinden. Möglich wurde dies jedoch erst durch den Bau eines neuen Hauses im Jahre 1979 am heutigen Standort in der Poststraße. Es bedurfte aber großer Anstrengungen seitens der damaligen Verantwortlichen. Seit Mitte der 70er Jahre wurde gemunkelt, dass das alte Wasserwerk abgerissen und Grund und Boden veräußert werden sollten. Da das Gebäude außerdem nicht den Ansprüchen des Vereins genügte, wurde bei der Gemeinde am 9.2.1976 ein Antrag auf Bereitstellung eines Grundstückes gestellt, dem im Jahre 1979 nach langen und schwierigen Verhandlungen endgültig entsprochen wurde.
Unter der Leitung des Vorsitzenden Walter Wittmann (1978 bis1990) erfolgte Mitte Juli 1979 der 1. Spatenstich für das neue Vereinshaus, welches mehr oder weniger vollständig in Eigenleistung von Vereinsmitgliedern errichtet wurde. Ohne Handwerker und Helfer wie Adolf Britz, Josef Klauck, Albert Schu, Georg Schäfer, Julius Thetard, Ludwig Träger, Albert Vollmer und viele andere wäre es nicht möglich gewesen, ein derartiges Bauvorhaben zu realisieren.
Fortan wurde die Arbeit an Kelter und Brennblase wesentlich erleichtert. Der
langjährige Brennmeister im Wasserwerk Peter Ruschel (1959 bis 1974) kam leider nicht mehr in den Genuss im neuen Haus zu arbeiten, jedoch viele seiner Nachfolger als Kelter- oder Brennmeister wie Jakob Schwinn, Georg Schäfer, Julius Thetard, Mathias Gentele, Alois Steuer, Adolf Britz, Manfred Kreuter, Konrad Höhne, Patrick Braconnier oder der amtierende Michael Schmidt.
Wenngleich der Bau des Hauses erst 1984 endgültig abgeschlossen wurde, machte sich schon bald eine räumliche Enge bemerkbar, so dass man beschloss mit dem Vorsitzenden Hans Schäfer (1990 bis 2001) an der Spitze, im Jahre 1994 einen Erweiterungsbau in Angriff zu nehmen. Nun war es auch möglich, Maischefässer und die Maschinen und Geräte wie Fräse, Häcksler, Vertikutierer, Pflanzenschutzspritze, Düngelanze etc., welche seit jeher vom Verein an seine Mitglieder ausgeliehen werden, entsprechend witterungsgeschützt und verschlossen aufzubewahren. Damaliger Vorstand des OGV- Lebach
Hans Schäfer lag auch die Geselligkeit seines Vereins sehr am Herzen. Auf seine Initiative gehen die bis zum heutigen Tage monatlich stattfindenden gartenbaulichen Frühschoppen zurück. Diese wurden, ebenso wie die traditionellen Familienabende unter seinem Nachfolger Dr. Klaus-Peter Brück (2001 bis 2007) weitergeführt. Neu hinzu kamen Veranstaltungen wie die jährliche Adventswanderung unter der Führung von Winfried Fandel und das sogenannte Rommelkopp-Schnitzen, um das sich besonders Patrick Braconnier verdient machte. Auch mit der öffentlichkeitswirksamen Pflanzung eines „Baum des Jahres“ am 5. Mai 2002, im Beisein des Staatssekretärs Grün vom Umweltministerium und des Lebacher Bürgermeisters Jung, sollte gezeigt
werden, dass der Verein sich nicht mehr nur für den häuslichen Gemüse- und
Obstgarten zuständig fühlt, sondern auch im Bereich des allgemeinen Natur- und
Umweltschutzes sowie in der Gestaltung des öffentlichen Grüns ein Ansprechpartner ist.
Seit 2008 steht der Verein unter der Leitung von Günter Werner. Unter seiner Regie ist es erstmals möglich geworden über die Installation einer Apfelsaft-Abfüllanlage sogenannte Bag in Box-Behälter zu befüllen und den Apfelsaft haltbar zu machen.
Aber auch viele andere Aktivitäten gesellschaftlicher Art wie z.B. die aktive Teilnahme an Bauern- und Blumenmärkten oder am mittelalterlichen Markt in der Lebacher Partnerstadt Bitche wurden durch Günter Werner intensiviert oder in die Wege geleitet.
Letztlich deutet auch die auf über 160 gestiegene Mitgliederzahl an, dass es sich beim Obst- und Gartenbauverein Lebach um einen lebendigen Verein handelt.

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